Jedes Jahr begibt sich eine riesige Anzahl an Vögeln auf Wanderschaft, um den Winter in wärmeren Gefilden zu verbringen. Der Bodensee ist dabei für Tausende von ihnen Dreh- und Angelpunkt. Einige Arten sammeln sich hier auf ihrem Weg gen Süden, andere finden es im gemäßigten Klima des Sees bereits angenehm genug und überwintern hier. Mit seiner Größe bildet der See, der quer zur Hauptzugrichtung liegt, eine Barriere, die die großen Zugvogeltrupps dazu veranlasst, den See zu umfliegen. Sie lassen sich somit rund um den See beobachten.
Mit 536 Quadratkilometern ist der Bodensee nach dem Genfer See der größte See im Alpenvorland. Die weite Wasserfläche und das gute Nahrungsangebot ziehen Zehntausende von Wasservögeln an. Für
viele Arten ist der Bodensee eines der wichtigsten mitteleuropäischen Rast- und Überwinterungsgebiete. Vor allem der Untersee beherbergt in seinen nährstoffreichen Flachwasserbereichen zahlreiche
Pflanzen und Tiere, die als Nahrung für Wasservögel in Frage kommen.
Ab August fällt in der Regel der Wasserstand und legt im Winterhalbjahr Schlickflächen frei, die wichtige Nahrungsplätze für rastende Watvögel bilden. Das Ufer vereist nur selten, wodurch
verschiedenen Limikolenarten wie Alpenstrandläufer, Großer Brachvogel und Kiebitz die Überwinterung ermöglicht wird. Wetterstürze im übrigen Land führen im Winter auch zu Schneefluchten
verschiedener Vögel in das Bodenseebecken.
Aber auch als Brutgebiet ist der Bodensee bei vielen Vogelarten beliebt. So ist der See das wichtigste mitteleuropäische Brutgebiet der Kolbenente und eines der wichtigsten Brutgebiete für den
Schwarzhalstaucher.
Allerdings bietet der See nicht für alle Arten ideale Brutverhältnisse. Wegen der starken Schwankung des Wasserstandes kommt es bei Enten mit festen Nestern immer wieder zu Gelegeverlusten. Zu den häufigsten am See brütenden Wasservögeln gehören daher neben der anpassungsfähigen Stockente zwei Arten mit Schwimmnestern, das Blässhuhn und der Haubentaucher. Die großen Brutbestände von Haubentaucher und Blässhuhn sind von überregionaler Bedeutung für die Erhaltung dieser Arten.
Mit seinen großen Röhrichtflächen ist das Bodenseeufer auch für Schilfbewohner ein wichtiger Brutplatz, wie beispielsweise für den seltenen und stark gefährdeten Drosselrohrsänger, den im
Bodenseegebiet weit verbreiteten Teichrohrsänger und die seit Mitte der 1970er- Jahre regelmäßig im Wollmatinger Ried brütende Bartmeise.
Einige Bodenseebereiche sind in der Liste der bedeutenden Gebiete Europas für den Vogelschutz aufgeführt, die BirdLife International (früher der Internationale Rat für Vogelschutz) herausgibt.
Rundbrief Nr. 245 - 250 erschienen
[31.10.2024] - Die Sammelausgabe 245 bis 250 des "Ornithologischer Rundbrief" mit dem Bericht über den Frühjahr 2022 bis Sommer 2023 ist erschienen und kann als PDF-Datei im Rundbrief-Archiv heruntergeladen werden.
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