Dank langjähriger winterlicher Wasservogelzählungen wissen wir sehr viel über das Vorkommen und den Bestand unserer gefiederten Wintergäste. Wesentlich weniger wissen wir jedoch über die Bestände der übersommernden und mausernden Wasservögel auf dem Bodensee.
Deshalb werden seit Mai 2012 einige besonders sensible und wertvolle Gebiete rund um den Bodensee auch im Sommerhalbjahr einmal im Monat gezählt.
Die monatlichen Wasservogelzählungen finden im Sommer 2024 an folgenden Stichtagen statt:
Bei Interesse an einer Mitarbeit melden Sie sich gerne unter: info@bodensee-ornis.de
Die monatlichen Wasservogelzählungen finden im Winterhalbjahr 2024-2025 an folgenden Stichtagen statt:
15. September 2024
13. Oktober 2024
17. November 2024
15. Dezember 2024
12. Januar 2025
16. Februar 2025
16. März 2025
13. April 2025
Erst zum dritten Mal in der über 50-jährigen Geschichte der seeweiten Wasservogelzählungen am Bodensee trafen sich nach den Zusammenkünften von 2007 (Kreuzlingen) und 2011 (Moos) am 4. Juli 2014 auf der Insel Reichenau Zählerinnen und Zähler aus den Bodensee-Anrainerstaaten.
Mit 20 Teilnehmenden (Gruppenbild unten) entsprach die Beteiligung dem Treffen von 2011, obwohl die Fußball-WM eine starke Konkurrenz bildete; auch die schweizerische WVZ-Koordinatorin Claudia Müller von der Vogelwarte Sempach war wieder dabei. Den Auftakt bildete eine gemeinsame Exkursion zum bedeutendsten Wasservogel-Mauserplatz am Bodensee. Vom Beobachtungsturm in der Ruine Schopflen bot sich ein eindrucksvoller Blick auf die Wasservogelscharen im Ermatinger Becken und in der Hegnebucht. Beide Seebuchten gehören zum NSG „Wollmatinger Ried-Untersee-Gnadensee“ und sind ganzjährig streng geschützt, sodass hier im Hochsommer u. a. bis zu 5.000 Kolbenenten und über 1.100 Höckerschwäne weitgehend ungestört ihr Großgefieder mausern können.
Auf die Exkursion folgten im NABU-Naturschutzzentrum Wollmatinger Ried Informationen von Hans-Günther Bauer und Harald Jacoby über inhaltliche und organisatorische Fragen der WVZ, u. a. über den Abschluss der Digitalisierung der Zählstrecken, die geplante Erweiterung der WVZ-Datenbank, aktuelle Ergebnisse der Sommer-WVZ und bevorstehende Zählprogramme. Beim gemütlichen Zusammensein wurden auch andere brennende Themen der Ornithologie und des Artenschutzes diskutiert.
Aufgrund der positiven Resonanz sollen die WVZ-Treffen künftig im zweijährigen Turnus stattfinden.
Der Bodensee ist aufgrund seiner großen Fläche und seiner vielfältigen Lebensräume ein hervorragendes Brut-, Mauser-, Zugrast- und Überwinterungsgebiet für Wasservögel in Mitteleuropa. Besonders für Durchzügler und Wintergäste hat der See seit 1970 erheblich an Bedeutung gewonnen. Zwei Veränderungen waren dafür ausschlaggebend:
Die Gewässereutrophierung seit den 1960er Jahren mit der Folge eines erhöhten Nahrungsangebotes, von der primär die unspezialisierten Pflanzen fressenden Gründelenten, aber auch
die Fischfresser (aufgrund der Zunahme der Weißfische und des Flussbarsches) profitierten. Beträchtliche Bestandszunahmen waren die Folge. Zur gleichen Zeit erlitten Nahrungsspezialisten wie die
Kolbenente allerdings deutliche Bestandseinbußen, da ihre Hauptnahrung, die Armleuchteralgen, mit der zunehmenden Eutrophierung ab 1962 flächenhaft verschwand.
Einhergehend mit der Eutrophierung erfolgte die Einwanderung der Dreikantmuschel Mitte der 1960er Jahre. Das Überangebot an Plankton ermöglichte die starke Vermehrung der Dreikantmuschel. Nicht zuletzt mit dieser neuen ergiebigen Nahrungsquelle entwickelte sich der Bodensee zu einem der international bedeutendsten Rast- und Überwinterungsgebiete für Wasservögel in Mitteleuropa.
Das Internationale Büro für Wasservogelforschung (IWRB), heute Wetlands International, baute in den 1950er und 1960er Jahren ein europaweites Zählnetz zur Erforschung und Dokumentation der wandernden Wasservögel auf, das inzwischen auf weite Bereiche Afrikas und Festlandasiens sowie Teilgebiete Amerikas und Australasiens ausgedehnt worden ist. In dieses Erfassungsnetz, durch das von Mitte November bis Januar die Daten (fast) flächendeckend und gleichzeitig über einen sehr großen geographischen Raum erhoben werden, ist auch das Bodenseegebiet einbezogen.
Die Zählergebnisse des gesamten Bodensees werden von der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Bodensee an die nationalen Dokumentationsstellen für Schwimmvogelzählungen in Münster (Deutschland) und Sempach (Schweiz) weitergeleitet.
Wasservogelzählung gesamter Bodensee: Wintersummen September-April 1961/62 bis 2019/20
Rundbrief Nr. 245 - 250 erschienen
[31.10.2024] - Die Sammelausgabe 245 bis 250 des "Ornithologischer Rundbrief" mit dem Bericht über den Frühjahr 2022 bis Sommer 2023 ist erschienen und kann als PDF-Datei im Rundbrief-Archiv heruntergeladen werden.
Neuigkeiten zu einzelnen Themen und aus der OAB erfahren Sie im Blog.
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13. April 2025